Bienen im Flug Varroamilben erkennen und behandeln

Varroamilben erkennen und behandeln


Varroamilben erkennen und behandeln

Ein Leitfaden für Imkerinnen und Imker

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist einer der gefährlichsten Parasiten für Honigbienen. Sie schwächt ganze Bienenvölker, überträgt Viren und kann unbehandelt zum Zusammenbruch des Volkes führen. Wer Bienen hält, sollte daher wissen, wie man Varroamilben rechtzeitig erkennt und wirksam bekämpft.


Varroamilben erkennen

1. Sichtbare Merkmale:

  • Varroamilben sind etwa 1,1 mm groß, rotbraun und oval.
  • Sie haften meist an der Unterseite des Hinterleibs oder zwischen den Brustsegmenten der Biene.
  • Auf Drohnen sind sie häufiger zu sehen, da diese größere Brutzellen haben.

2. Symptome im Volk:

  • Geschwächte, krabbelnde oder flugunfähige Bienen
  • Verkrüppelte Flügel (Deformed Wing Virus – DWV)
  • Unruhige Völker mit verringerter Sammelleistung
  • Unregelmäßige Brutbilder oder verlassene Brutwaben

3. Befallsdiagnose:
Imker nutzen verschiedene Methoden, um den Milbenbefall zu überwachen:

  • Gemülldiagnose: Milben zählen auf der Windel unter dem Gitterboden
  • Puderzuckermethode: Milben werden mit Zucker aus dem Bienenpelz gelöst
  • Alkoholauswaschung: genaue, aber tödliche Methode zur Befallskontrolle

Varroabehandlung – Strategien und Zeitpunkte

Eine konsequente Varroabekämpfung ist entscheidend, um Bienenvölker langfristig zu erhalten. Dabei gilt: Behandeln – aber bienenschonend!

1. Biotechnische Maßnahmen (ohne Chemie):

  • Drohnenbrut schneiden: Varroamilben bevorzugen Drohnenbrut; durch Entfernen dieser Waben senkt man den Befall.
  • Brutpause: Eine künstliche Brutunterbrechung (z. B. Käfigen der Königin) stoppt die Vermehrung der Milben.
  • Ablegerbildung: Neue Völker mit wenig Brut haben geringeren Milbendruck.

2. Organische Säuren:

  • Ameisensäure: Wirksam gegen Milben in Brut und auf Bienen; Anwendung nach der Honigernte (z. B. mit Liebig-Dispenser).
  • Milchsäure: Geeignet für brutfreie Völker im Winter; wird direkt auf die Bienen gesprüht.
  • Oxalsäure: Sehr effektiv in der brutfreien Zeit (z. B. Winterbehandlung durch Träufeln oder Verdampfen).

3. Thymol und biotechnische Präparate:
Produkte auf Basis ätherischer Öle (z. B. Thymovar, ApiLife Var) können den Befall im Sommer reduzieren und sind rückstandsfrei im Wachs.


Jahresplanung der Varroabekämpfung

Jahreszeit Ziel Maßnahmen
Frühjahr Befallskontrolle Gemülldiagnose, ggf. Drohnenbrut schneiden
Sommer (nach Honigernte) Hauptbehandlung Ameisensäure, Thymol oder Brutpause
Herbst Kontrolle Milbenzählung, ggf. Nachbehandlung
Winter Restentmilbung Oxalsäurebehandlung bei Brutfreiheit

Wichtige Hinweise

  • Behandlungen immer nach Herstellerangaben durchführen.
  • Temperatur und Volksstärke beachten – sie beeinflussen die Wirksamkeit.
  • Keine chemischen Rückstände in Honig oder Wachs riskieren.
  • Regelmäßige Kontrolle ist besser als späte Notbehandlung.

Fazit

Die Varroamilbe bleibt eine der größten Herausforderungen für Imker. Doch mit Wissen, Geduld und konsequenter Pflege lässt sich der Parasit erfolgreich kontrollieren. Ein gesundes, starkes Bienenvolk ist der beste Schutz – und die Grundlage für nachhaltige Imkerei.


Varroamilben – Behandlung mit Ameisensäure

Natürliche Hilfe gegen den gefährlichsten Feind der Honigbiene

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist einer der bedeutendsten Parasiten in der Imkerei. Sie schwächt Bienenvölker, überträgt Viren und kann unbehandelt ganze Kolonien vernichten. Eine bewährte und wirksame Methode zur Bekämpfung ist die Behandlung mit Ameisensäure – ein natürlicher, organischer Wirkstoff, der sowohl auf den Bienen als auch in der verdeckelten Brut aktiv ist.


Warum Ameisensäure?

Ameisensäure hat den entscheidenden Vorteil, dass sie in die verdeckelte Brut eindringt – dort, wo sich die meisten Varroamilben vermehren. Dadurch werden nicht nur auf den erwachsenen Bienen, sondern auch in der Brutkammer lebende Milben abgetötet.

Sie ist zudem ein natürlich vorkommender Stoff, der sich nach der Behandlung vollständig abbaut und keine Rückstände im Honig hinterlässt (sofern nach der Honigernte angewendet).


Der richtige Zeitpunkt

Die Behandlung mit Ameisensäure erfolgt nach der letzten Honigernte, also meist zwischen Juli und September. Ziel ist es, den Milbenbefall vor dem Winter deutlich zu senken, damit das Volk stark in die kalte Jahreszeit gehen kann.


Anwendungsmethoden

Es gibt verschiedene Verfahren zur kontrollierten Verdunstung der Ameisensäure:

  1. Liebig-Dispenser:
    • Dosiert die Ameisensäure über einen Docht gleichmäßig über mehrere Tage.
    • Gängigste Methode für Imkerinnen und Imker in Mitteleuropa.
    • Konzentration: 60 % oder 85 %, je nach Außentemperatur.
    • Dauer: 3–10 Tage, abhängig von Gerät und Witterung.
  2. Nassenheider Verdunster:
    • Elektronisch regulierte Verdunstung für gleichmäßige Abgabe.
    • Gut geeignet bei wechselnden Temperaturen.
  3. Schwammtuch-Methode (nur in Ausnahmefällen):
    • Einfach, aber weniger kontrollierbar.
    • Nur von erfahrenen Imkern empfohlen, da Überdosierungen vorkommen können.

Wichtige Rahmenbedingungen

  • Temperatur: Optimal sind 15–25 °C. Bei Hitze über 30 °C steigt das Risiko für Bienenschäden.
  • Tageszeit: Behandlung am Abend starten, um Stress und Verluste zu minimieren.
  • Belüftung: Flugloch öffnen, für ausreichende Luftzirkulation sorgen.
  • Volk: Starke, gesunde Völker reagieren besser auf die Behandlung.

Sicherheits- und Bienenschutz

Ameisensäure ist ätzend – sowohl für den Menschen als auch für die Bienen bei falscher Dosierung.

  • Handschuhe und Schutzbrille tragen.
  • Niemals pur über die Waben gießen.
  • Nie während der Tracht oder mit aufgesetzten Honigräumen behandeln.
  • Anwendung nur nach Herstelleranleitung (z. B. Liebig, Nassenheider) durchführen.

Erfolgskontrolle

Nach der Behandlung sollte der Milbenfall kontrolliert werden (Windel unter den Gitterboden legen).
Ein starker Milbenfall zeigt, dass die Behandlung wirksam war. Bleibt der Erfolg aus, kann eine zweite Behandlung oder eine spätere Winterbehandlung mit Oxalsäure nötig sein.


Fazit

Die Ameisensäurebehandlung ist eine effektive, biologische und bewährte Methode zur Varroabekämpfung. Richtig angewendet, schützt sie die Bienenvölker nachhaltig und hinterlässt keine schädlichen Rückstände.
Der Schlüssel liegt in der korrekten Dosierung, dem richtigen Zeitpunkt und der regelmäßigen Kontrolle – dann bleibt das Volk gesund und stark für die kommende Saison.


Varroamilben zählen

Warum und wie man den Milbenbefall richtig überwacht

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist einer der größten Feinde der Honigbiene. Eine rechtzeitige und gezielte Behandlung ist nur dann möglich, wenn man den Befall regelmäßig kontrolliert – also die Milben zählt. Denn: Nur wer den Befallsgrad kennt, kann richtig handeln.


Warum Milben zählen?

Das bloße Vorhandensein von Varroamilben ist kein Grund zur Panik – jedes Bienenvolk hat einige Milben.
Entscheidend ist jedoch die Menge. Wenn der Befall eine bestimmte Schwelle überschreitet, schwächt das Volk, wird krankheitsanfällig und kann den Winter nicht überstehen.

Ziel: Durch regelmäßiges Zählen den Befall einschätzen und den optimalen Zeitpunkt für eine Behandlung erkennen.


Methoden zum Varroazählen

1. Gemülldiagnose (Windelkontrolle)

Die einfachste und bienenschonendste Methode.
Vorgehen:

  • Unter den Gitterboden wird eine Windel (Kontrollschieber) gelegt.
  • Nach 3 bis 7 Tagen wird gezählt, wie viele Milben auf der Windel liegen.
  • Ergebnis: Durchschnittliche Milbenzahl pro Tag berechnen.

Bewertung (Richtwerte):

Jahreszeit Grenzwert (Milben pro Tag) Maßnahme
Frühjahr (April–Mai) > 1 Kontrolle verstärken
Sommer (Juli–August) > 10 Behandlung einleiten
Herbst (September) > 1 Restentmilbung vorbereiten
Winter > 0,5 Winterbehandlung prüfen

Diese Methode zeigt den natürlichen Milbenfall und gibt einen guten Überblick über die Entwicklung im Jahresverlauf.


2. Puderzuckermethode (Zucker-Schüttelprobe)

Eine sehr genaue, aber bienenschonende Methode zur Ermittlung des Befalls auf den Bienen selbst.
Vorgehen:

  • Etwa 300 Bienen (ca. halbes Glas voll) aus der Brutwabe in ein Gefäß geben.
  • Puderzucker hinzufügen, verschließen und vorsichtig schütteln.
  • Nach wenigen Minuten Milben durch ein Sieb in eine Schale ausklopfen.
  • Milben zählen und auf 100 Bienen umrechnen.

Bewertung:

  • Bis 2 Milben / 100 Bienen → unbedenklich
  • Ab 3 Milben / 100 Bienen → Behandlung notwendig

3. Alkoholauswaschung (genaueste Methode)

Diese Methode tötet die untersuchten Bienen, ist aber die präziseste zur Bestimmung des Befalls.
Vorgehen:

  • 300 Bienen in Alkohol oder Seifenlösung waschen.
  • Milben fallen ab und können gezählt werden.
  • Ergebnis auf Befall pro 100 Bienen berechnen.

Nur erfahrenen Imkern empfohlen – z. B. zur wissenschaftlichen Kontrolle oder bei starkem Verdacht auf hohen Befall.


Wann sollte gezählt werden?

  • Frühjahr: Erste Kontrolle zur Einschätzung nach dem Winter.
  • Sommer (nach Honigernte): Entscheidung über Hauptbehandlung.
  • Herbst: Erfolgskontrolle der Sommerbehandlung.
  • Winter: Kontrolle vor und nach der Oxalsäurebehandlung.

Regelmäßiges Zählen (mind. 3–4 Mal pro Jahr) ist die Grundlage einer erfolgreichen Varroabekämpfung.


Fazit

Das Zählen der Varroamilben ist keine lästige Pflicht, sondern der wichtigste Schritt, um Bienenvölker gesund zu halten. Es ermöglicht:

  • rechtzeitiges Eingreifen,
  • gezielte Behandlungen,
  • und den Verzicht auf unnötige Eingriffe.

Nur wer seine Milben kennt, kann seine Bienen schützen.